Dienstag, 29. November 2011

Restaurierung einer Hakorette RG 500, Baujahr 1965

Verfasser: Stefan Ostermayer
                    67146 Deidesheim

Dieser Blog begleitet die Restaurierung einer Hakorette RG 500, Baujahr 1965.

Ich verfasse diesen Blog für alle HAKO-Freunde und -Interessierte, zum Erhalt und Austausch von Wissen und Erfahrungen und als Anerkennung von langlebiger und guter Ingenieursarbeit aus einer Zeit ohne CAD-Anwendungen und rechnergestützen Berechnungsprogrammen.

Diese Hakorette befindet sich seit 1965 in Familienbesitz und wurde in den ersten Jahren von meinem Großvater zum Fräsen, Pflügen und zum Transportieren von Ladegut benutzt. Nach der örtlichen Flurbereinigung und als die landwirtschaftlichen Arbeiten immer seltener wurden, diente sie eher zur Beförderung von Holz oder zu gelegentlichen Ausfahrten in der Freizeit. Für meinen Bruder und mich waren solche vergnügten Ausfahrten immer der Höhepunkt der Wochenendaufenthalte bei unseren Großeltern. Meistens waren mein Großvater, mein Bruder, eine Freundin aus derselben Straße und ich mit Sack und Pack auf dem Anhänger untergebracht und knatterten mit teilweise abenteuerlichen Fahrmanövern durch das Feld - immer begleitet von föhlichem Gelächter und Juchzen. Seltener war auch noch unsere Großmutter dabei, die sich einmal nach einem meisterhaften Durchsteuern einer imaginären Sachs-Kurve meinerseits, zuerst mit einem Spagat, gefolgt von einer ästetischen Flugrolle und anschließender Landung im Chausseegraben wieder fand.

An dieser Stelle möchte ich mich bei den HAKO-Werken herzlich bedanken, denn sie waren eine Bereicherung für unsere Kindheit und förderten die technische Begeisterung, welche später zur Erlernung eines Metallberufes und zum Studium des Maschinenbaus beitrug. Vielen Dank.

Mit der Zeit und dem Heranwachsen und durch Schule und Ausbildung etc. wurden die Ausfahrten immer seltener und blieben irgendwann ganz aus. Die Hakorette stand ca. 18 Jahre unbenutzt in der Scheune bzw. Garage und in den vergangenen Jahren konnte ich mein Vorhaben dieses schöne Gerät mit den tollen Erinnerungen zu restaurieren, bedingt durch Studium etc., nicht umsetzen. 

Nun ist es endlich soweit und das Projekt beginnt......

Technische Daten:

Abb. 1
Hersteller:
Hako-Werke (Hans Koch & Sohn, Bad Oldesloe)
Typ: HAKOrette RG
zul. Gesamtgewicht: 175 kg
zul. Achslast: 175 kg
Ausführung: 500

Motor: 2-Takt-Motor JLO L152L
Hubraum: 148 cm³
Leistung: 6 PS bei 4500 U/min
Zündkerze: Bosch W8AC oder NGK B5Hs
(Gewinde: M14 x 1,25, Gewindelänge: 12,7 mm, Wärmewertkennzahl: 8, Elektrode: Kupfer)

Vergaser: Bing Vergaser
Typ: 1/19/361

Abb. 2





Auf den Abbildungen 1 und 2 sieht man die Hakorette vor der Restaurierung.








Abb. 3

Abbildung 3 zeigt den Anhänger.














Nach der Demontage der Hakorette, erfolgte zuerst die Überholung des Getriebes d.h.:
  • Altes Getriebeöl ablassen
  • Zerlegen des Getriebes und Separieren aler Getriebebauteile
  • Entfernen aller Verschleißteile wie z. B. Lager und Dichtringe
  • Säuberung aller Bauteile
  • Getriebegehäuse-Lack entfernen
  • Neue Gehäuse-Dichtung anfertigen (Dichtungspapier, Dicke: 1 mm)
  • Neue Lager und Dichtringe montieren
  • Getriebekomponenten zusammensetzen und im Gehäuse platzieren (Ich habe die Zahnräder und Ketten nicht ersetzt, da ich zu diesem Zeitpunkt noch keine Kenntnisse über die Getriebekomponenten wie z.B. Zahnrad- und Kettenparameter hatte)
  • An dieser Stelle entweder reichlich Fließfett in die Gehäusehälften einbringen, sodass alle Getriebekomponentengeschmiert sind oder nach dem Zusammenbau Öl einfüllen (laut Hakorette Betriebsanleitung wird dasselbe Öl wie z.B. Motoren-Öl SAE 40 oder SAE 50 für das Getriebe, den Ölbad-Luftfilter und für die Mischung mit Benzin benutzt)
  • Gehäuse-Dichtung dünn mit Öl bestreichen und auf der gereinigten Dichtfläche platzieren
  • Gehäusehälften zusammensetzen und verschrauben
  • Getriebe grundieren und lackieren

    Abb. 4

    Auf Abbildung 4 ist dieHakorette bereits größtenteils demontiert. Zusammengebaut sind noch das Getriebe mit dem Rastersegment zur Einstellung der Holmneigung, die Klinknaben mit Rädern, die beiden Längsträger mit der Geräteanhängung, die Tragebögen, und der Halter mit dem Bremssporn.











    Abb. 5






    Auf Abbidlung 5 erkennt man gut die obere Ritzelwelle mit: 
    • in Fahrtrichtung links - die Zahnwellenabsätze, auf die die äußere und innere Hälfte der Keilriemenscheibe montiert werden

    • in Fahrtrichtung rechts - die Zapfwelle mit der Wellennut für einen Längskeil oder eine Passfeder (Abmessungen weiter unten) 







    Abb. 6

    Abbildung 6 zeigt die linke Seite des Getriebes. Es sind noch das Rastersegment für die Holmneigung, Steinschlag- und Schleifschutz sowie zwei Halter montiert. Zu sehen ist wieder die Ritzelwelle mit den Zahnwellenabsätzen. Es fehlt der Schmiernippel am Wellenende (Kegelschmiernippel AM 6 nach DIN 71412)





    Abb. 7


    Abbildung 7 zeigt die rechte Seite des Getriebes. Erkennbar ist die Zapfwelle mit Wellennut (Abmessungen in mm B x T x L: 6 x 3,5 x 25)








    Abb. 8
    Abbildung 8 zeigt das offene Getriebe und seine Komponenten.
    • A - Gehäusehälfte links
    • B - Gehäusehälfte rechts
    • C - Gewinde für Spannmutter der Keilriemenscheiben
    • D - Rillenkugellager 6006 nach DIN 625
    • E - Lagerschale mit Sicherungsring 55 x 2 nach DIN 472 und Wellendichtring Simmering A 30 x 55 x 12 nach DIN 6503(veraltet) - ersetzen durch Radial-Wellendichtring AS 30 x 55 x 12 nach DIN 3706.
     
    • F - Zahnrad für Rückwärtsfahren
    • G - Werkzeugwelle
    • H - Staubkappe
    • i - Lagerbolzen mit Nadelkränzen K 12/13 und K 12 x 15 x 9



    Abb. 9





     In Abbildung 9 wird das Zahnrad (siehe Abb. 8, Bauteil F) abgenommen. Darunter liegen Komponenten des Rückwärtsgangs und zwar:
    • A - Schaltgabel
    • B - Kettenritzel